Der 21-jährige Nick Alpiger hat am Sonntag weit mehr als nur auf den Notenblättern der Kampfrichter gepunktet. Der wuchtige, leidenschaftliche, bisweilen heissblütige Eidgenosse zeigte sich bei seinem ersten Erfolg im Heimspiel des Aargauer Kantonalen von einer äusserst charmanten, geradezu staatsmännischen Seite. Nach dem Sieg im Schlussgang gegen den 13 Jahre älteren Solothurner Bruno Gisler wandte er sich per Mikrofon an den Rivalen. Alpiger sagte, Gisler sei ein Topschwinger, und gratulierte nochmals für den Erfolg am Solothurner Kantonalen vor Wochenfrist. Er sei dort im Schlussgang gegen ihn klar der Stärkere gewesen. «Und heute hatte ich mehr Glück», sagte der gelernte Maurer aus Staufen. Alpiger dankte Gisler für die inspirierenden Duelle und verabschiedete den Verlierer mit den Worten: «Ich werde ihn vermissen, wenn wir ihn nicht mehr bei uns haben.» Gisler tritt in sieben Wochen beim Bergfest auf dem Weissenstein letztmals als Athlet in den Sägemehlring. Nick Alpiger, der dank seinem attraktiven, stets angriffigen Schwingstil ohnehin auf eine ansehnliche Fangemeinde zählen darf, hat sich mit seinen berührenden Worten mitten im emotionalen Siegesjubel zweifellos noch mehr Respekt und Anerkennung beim Publikum abgeholt. Ein Publikum, das sein Kommen nicht bereute.
Das Drehbuch des Kantonalen war perfekt inszeniert. Bereits im ersten Gang durch den unbequemen Marcel Kropf, der in diesem Kampf nur ein Ziel kannte, mit einem Gestellten zurückgebunden, startete der Staufner eine bilderbuchmässige Aufholjagd. Viermal in Serie beförderte er seine Gegner auf den Rücken, und dies nach atemberaubend kurzer Kampfdauer. Ein Terminator im Sägemehl. Titelverteidiger Bruno Gisler verdiente sich seinen Kranz auf vergleichbare Weise. Auch bei ihm harzte es im Auftaktduell mit Christoph Bieri, auch er glänzte im Verlauf des Tages mit einer bärenstarken Konsequenz. Selbst wenn die Dramaturgie nach dem Solothurner Fest förmlich nach der grossen Revanche Alpiger vs. Gisler schrie, war die Bestückung des Schlussgangs so klar nicht. Nach fünf Gängen lag auch der Fricktaler Eidgenosse David Schmid mit der exakt gleichen Punktzahl vorne.
Der bei Kantonalen oft angewandte «Heimatschutz» deutete auf ein Duell zwischen Alpiger und Schmid hin. Doch das stärkere Notenblatt von Gisler und die Tatsache, dass Christoph Bieri als erster Verfolger und theoretischer Erbe eines Gestellten im Schlussgang bereits mit Gisler im Ring stand, liessen das Kampfgericht anders entscheiden. Auch die taktische Situation im Schlussgang war delikat. Hätten die beiden nach 12 Minuten gestellt, wäre das Szenario eines Dreifach-Sieges mit Schmid in der Luft gelegen. Doch 67 Sekunden vor Ablauf der Zeit beendete Alpiger mit einem Plattwurf alle Spekulationen.
Für den Grossanlass in unserer Standortgemeinde Aarau Rohr zeichnete smARTec für das Audiodesign und die Beschallung der weitläufigen Schwingarena sowie für Ton- und Lichttechnik im grossen Festzelt verantwortlich.
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